Am 20. April konnten wir das Theaterstück „Heimrevolte – Nicht nur ‚Peter, I love you‘ oder ‚Allet scheiße‘“ im Medienstudio der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena vor 90 Zuschauer:innen aufführen.
Eingeladen hatten das Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung Thüringen, der FB Sozialwesen der EAH sowie die Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau, für dessen Ausstellung „Blackbox Heimerziehung“ die Aufführung gleichzeitig die Eröffnung darstellte.
Wie kommen wir als 17-köpfige Gruppe samt Requisiten und Bühnenbild zur Ernst-Abbe-Hochschule? Ein Reisebus bietet sich an! Um 7:30 Uhr ging es los. Ein langer Tag stand bevor, so versuchten viele noch ein wenig zu ruhen, bevor wir ca. 14 Uhr in Jena ankommen sollten. Doch die Fahrt wurde auch dafür genutzt, uns inhaltlich auszutauschen und letzte Anpassungen der Kostüme vorzunehmen – in Vorbereitung auf den nahenden Abend.
An der Hochschule in Jena wurden wir sehr herzlich empfangen. Nach einem Imbiss in der Mensa verluden wir unser Gepäck und richteten uns am Veranstaltungsort, einem schönen Raum, ausgestattet mit einer Bühne, Vorhängen, Licht und Technik, ein, machten uns mit der neuen Umgebung vertraut, erkundeten die Bühne, bauten unser Bühnenbild auf und passten unser Stück an die zur Verfügung stehende Fläche an.
Noch zwei Stunden. Nach den letzten Lichteinstellungen sowie den letzten Proben bestimmter Szenen, wurden die letzten Kostüme angezogen. Die Spannung stieg, als der Großteil der Gruppe hinter dem Vorhang darauf wartete, dass sich der Saal füllte. Dann ging es los: Es begrüßten Manuela Rummel von der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau und Diana Düring von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena sowie Felix Wendeburg für unser Ensemble. Dann starteten wir mit der Aufführung.
Im Anschluss folgte eine angeregte Debatte der mit dem Stück aufgeworfenen Fragen und Herausforderungen in der aktuellen Jugendhilfe-Praxis mit den Gästen aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis. Es wurden eine ganze Reihe von Parallelen zwischen Thüringen und Hamburg deutlich. So schilderten Kolleg:innen aus dem Jugendamt und einer Krisenwohnung vielfältige Situationen der Überlastung und Ohmacht im Rahmen ihrer Tätigkeit und wie es dazu kommt, dass Kinder oder Jugendliche in Einrichtungen, die mit freiheitsentziehenden Maßnahmen arbeiten, landen: etwa wenn alle anderen potentiell in Frage kommenden Einrichtungen die Aufnahme der jungen Menschen verweigern und die aktuelle Lebenssituation, etwa in einer überbelegten Krisenwohnung, als noch untragbarer als die Vermittlung in eine geschlossene Unterbringung eingeschätzt werden…
Dabei spielte auch die Diskussion über die Anfang 2020 eröffnete Einrichtung „Haus Christophorus“ in Mühlheim, in der mit freiheitsentziehenden Maßnahmen nach §1631b BGB gearbeitet wird, eine Rolle. Sie und die Begründung für ihre Einrichtung weisen eine Reihe von Parallelen zu der in Hamburg derzeit in Planung befindlichen Einrichtung am Klotzenmoorstieg auf. (Das Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung Thüringen hat sich bspw. hier dazu geäußert.)
Die Kolleg:innen, die zu Entwicklungs- und Handlungsnotwendigkeiten in der Jugendhilfe und darüber hinaus sprachen, machten deutlich, wie wertvoll die Debatte, aber auch der bundesweite Dialog und die Kooperation über Ländergrenzen hinweg ist! Das war ermutigend für viele Beteiligte – für uns allemal! Wir haben uns gefreut, mit dem Stück einen Beitrag zur Debatte über die pädagogische Praxis in der heutigen Jugendhilfe leisten zu können und freuen uns auf zukünftige Fortsetzungen.